3-D ESSENTIAL von “35 Millimeter” – Ein tieferer Einblick

Ein tieferer Einblick in den klassischen 3-D-Film

Im Oktober 2023 ist als Sonderausgabe Nr. 9 von „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“ das Heft 3-D Essential erschienen. Der Layouter und Chefredakteur dieser Ausgabe hat jedoch aus den von mir generierten 3-Grafiken und 3-D-Prints Druckvorlagen erstellt, die bezüglich der Helligkeitswerte und Kontraste diese Grafiken nicht adäquat wiedergeben. Zudem wurden meine umfangreichen Vorarbeiten zu den Grundlagen des stereoskopischen Sehens sowie der Geschichte und Technik des 3-D-Films von ihm nicht berücksichtigt.

Auch nach meinem Ausscheiden aus der Redaktion der Zeitschrift, möchte ich den Lesern dieser Sonderausgabe meine Arbeiten (als damaliger Chefredakteur der Sonderausgaben sowie Grafiker) in ihrer ursprünglich intendierten Form nicht vorenthalten – und ihnen auf dieser Seite somit einen tieferen Einblick ermöglichen, als inhaltlich und visuell adäquate Ergänzungen und Illustrationen zu den auch diesmal lesenswerten Beiträgen der Redakteure und Gastautoren der Zeitschrift (das daher empfehlenswerte Heft ist hier erhältlich).

Einige Hinweise zum Anschauen von 3-D-Filmen und -Bildern

Außer THE POWER OF LOVE, wurden alle im Heft vorgestellten Filme ursprünglich im Polarisationsverfahren (polarisiertes 3-D) aufgenommen und aufgeführt. Die 3-D-Bilder wurden für dieses Heft in das Anaglyph-Format (Rot/Cyan) konvertiert, die Standbilder aus THE POWER OF LOVE aus Fragmenten von mir in 3-D rekonstruiert. Durch Konvertierungen in das Anaglyph-Format kommt es bei Farbfilmen und -bildern zu nicht optimalen Farbdarstellungen (insbesondere bei satten Primärfarben). Ebenso kann es ab und an zu „Geisterbildern“ („Crosstalk“) kommen, da die Bildtrennung im Anaglyph-Format nicht so exakt ist, wie im Originalformat.

Durch die Filterprozesse erreicht bei 3-D-Filmen nur noch etwa ein Drittel des ursprünglich aufgenommen Lichts unsere Augen. Daher sollten Sie sich 3-D-Filme in einer abgedunkelten Umgebung anschauen (wie im Kino ja auch). Für das Anschauen von gedruckten 3-Bildern benötigen Sie hingegen viel Umgebungslicht.

Klicken Sie auf die Bilder, um größere Ansichten zu erhalten und schauen Sie sich diese mit einer Anaglyph-3-D-Brille an (linkes Auge: rot, rechtes Auge: cyan):

Um die Bilder auf dieser Seite, die vollständig in Anaglyph-3-D generiert ist, optimal dreidimensional genießen zu können, bewegen Sie ihren Kopf ein wenig hin und her und geben Sie ihren Augen einige Sekunden Zeit, sich an den 3-D-Effekt zu gewöhnen! Der optimale Abstand Ihrer Augen zu den 3-D-Bildern hängt von Ihrer individuellen Sehschärfe ab.

Vollständig in 3-D generiertes Cover und “3-D-Theatre”

 

Cover: Plakatmotiv Virginia Mayos des Noir Western in 3-D HÖLLE DER GEFANGENEN (Devil’s Canyon – Alfred L. Werker, 1953); “3-D-Theatre”: eigens für das Heft generiertes Anaglyph-3-D

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LAURA (1944) von Otto Preminger

Laura (Otto Preminger, 1944)

Vincent Price hat in seiner langen Karriere in mehreren Kriminal-Thrillern mitgespielt, die der Schwarzen Serie oder dem Film Noir zuzurechnen sind, so neben Laura u.a. in Leave Her to Heaven (1945), His Kind of Woman (1951) und zuletzt The Heart of Justice (1993). Doch davon gilt heute nur Otto Premingers Laura als Klassiker dieser wohl faszinierendsten, anspruchsvollsten und düstersten aller Film-Strömungen Hollywoods; ein Film, der in einer Reihe mit Meisterwerken wie Edward Dmytryks Murder My Sweet (1945), Robert Siodmaks Criss Cross (1948) oder Joseph H. Lewis Gun Crazy (1949) genannt wird.

Laura weist alle Stilmerkmale des Film Noir auf: Eine skeptisch-pessimistische Grundstimmung, gebrochene und desillusionierte Helden vom Schlage eines Sam Spade, ausnahmslos zwielichtige Charaktere, die männerverschlingende Femme Fatale, eine kammerspielartig ablaufende Jagd nach dem Kriminellen und natürlich bedrückend klaustrophobisch anmutende dunkle Gassen, Treppenhäuser und Räume, auf deren Wänden sich die harten Schatten des Interieurs und der sich beinahe traumwandlerisch bewegenden Protagonisten abzeichnen. Obwohl Laura ein ungewöhnlich hell ausgeleuchteter Film Noir ist, zerfällt auch in ihm, wie stets in den Filmen der Schwarzen Serie, die Wirklichkeit in traumartige Sequenzen, Einstellungen und Bilder, in Rückblenden und visuelle Trümmer, in denen sich Pessimismus, Grauen und düstere Obsessionen manifestieren.

Aber Laura ist dies alles und noch viel mehr. Zunächst ist der Film eine bittere, beißend zynische Studie über die Männerwelt der New Yorker upper class mit ihren Blendern, eingebildeten Gigolos, Intriganten und beinahe unerträglich dekadenten Salonlöwen. Laura ist selbstverständlich auch ein Kriminal- und Liebesfilm; doch vor allem handelt er vom Verlorensein und von der Kälte des in bedingungsloser Egozentrik gefangenen modernen Menschen, von seiner Unfähigkeit, in dem anderen mehr zu sehen als nur das eigene Wunschbild.

Dass Laura “einer der berühmtesten aber doch eigenständigsten Filme der Schwarzen Serie” wurde, wie Hahn/Jansen schreiben, lag wohl vor allem an Otto Preminger, der, von der Fox anfänglich nur als Produzent vorgesehen, ebenso wie Studioboss Darryl F. Zanuck mit den zunächst von Rouben Mamoulian gedrehten Szenen höchst unzufrieden war. Mamoulian, ein vor allem visuell denkender Regisseur, wurde bald von Preminger ersetzt, der selbst die Gründe dafür angab: “Rouben kannte nur nette Leute. Ich verstand die Charaktere in Laura. Sie waren alle Lumpen, genau wie meine Freunde.” “Ich hatte gewisse Zweifel bei Laura“, so Vincent Price, “nicht etwa, weil ich gedacht hätte, dass die Story nicht großartig war oder dass die Rollen nicht großartig waren… Aber wir hatten eine Menge Probleme, denn der Produzent schmiss den ursprünglichen Regisseur Rouben Mamoulian raus und übernahm selbst die Regie. Und er hatte recht. Aber die Besetzung, jeder von uns, verstand damals wirklich nicht, was falsch gelaufen war. Und als wir zum Arbeiten zurückkamen und das ganze Ding mit einem anderen Regisseur neu drehten, waren wir wirklich verärgert, da wir nicht sahen, was dieser eigentlich tat. Es war Otto Preminger. Er aber steht für die Unterschiede in dem Film, die aus ihm einen Erfolg gemacht haben… Denn Otto verstand diese Art Leute. Und der ursprüngliche Regisseur, der ein wirklich sehr guter Regisseur war, hat sie nicht verstanden”.

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Joseph L. Mankiewicz’ DRAGONWYCK (1946)

Dragonwyck (Weisser Oleander, Joseph L. Mankiewicz, 1946)

Connecticut, Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Familie des tiefgläubigen Farmers Ephraim Wells (Walter Huston) erhällt einen Brief von dem Lehnsherren Nicholas Van Ryn (Vincent Price), einem entfernten Verwandten, in dem dieser darum bittet, ihm eine von Wells’ Töchtern als Erzieherin seines Kindes in sein Herrenhaus Dragonwyck am Hudson River zu schicken. Nach einigem Zögern ihres Vaters darf schließlich Miranda (Gene Tierney), ein für die ihr unbekannte Welt des Adels schwärmendes Mädchen voller naiver Lebenslust, diese Reise antreten. Aber Miranda findet dort keineswegs die von ihr erwartete glitzernde Welt des Adels vor. In dem protzigen Dragonwyck residiert Van Ryns verfressene und verunsicherte Frau Johanna (Vivienne Osborne). Unter einer Fassade höflicher Umgangsformen verbergen sich ein untergründiger familiärer Hass und tödliche Langeweile, nur mühsam kaschiert von der unvergleichlichen Arroganz Van Ryns und einem verzweifelten Festhalten an starren Konventionen.

Eine beklemmende Atmosphäre, die sich in den tieftraurigen Augen von Van Ryns Tochter Katrina (Connie Marshall) widerspiegelt.

Überdies beginnen die Farmer unter der Führung des jungen Arztes Dr. Turner (Glenn Langan) gegen ihren Lehnsherren zu rebellieren. Obwohl der Aufstand der Farmer gegen das Pachtgesetz sich ausweitet, besteht Van Ryn auf sein auf das Jahr 1630 zurückgehendes “verbrieftes Recht” als Patron. Doch der Kampf um die Besitzrechte des Landes wird von der familiären Tragödie überschattet: Während Johanna mit einer Erkältung im Bett liegt, stellt ihr Van Ryn in vermeintlich fürsorglicher Absicht einen Oleanderbaum in das Schlafzimmer. Als sie am darauffolgenden Tag stirbt, steht der von Van Ryn eigens konsultierte Dr. Turner vor einem Rätsel. Schon bald nach dem plötzlichen Tod seiner Frau gesteht der Patron der verwirrten Miranda seine Liebe – und auch, dass Johanna nach der Geburt ihrer Tochter keine Kinder mehr bekommen konnte (“Es traf mich wie ein Todesurteil, dass Dragonwyck keine männlichen Erben haben sollte”). Kurz vor der Rückkehr zu ihrer Familie wird auch Dr. Turners Antrag von Miranda abgewiesen.

Nachdem Miranda nach Connecticut zurückgekehrt ist, tauch schon bald Van Ryn auf und hält um die Hand des jungen Mädchens an. Die beiden heiraten – dem jungen Glück scheint nichts mehr im Wege zu stehen.

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Tim Burtons EDWARD SCISSORHANDS (1990)

Edward Scissorhands (Edward mit den Scherenhänden, Tim Burton, 1990)

Den „Zauberer von Hollywood“ hat man ihn einmal genannt, und in der Tat hat es Tim Burton mit Filmen wie Beetlejuice, Ed Wood oder Mars Attacks! innerhalb kürzester Zeit geschafft die Filmwelt in seinen Bann zu ziehen. Trotz aller unabdingbaren Geschäftstüchtigkeit und Durchsetzungsfähigkeit ist er dabei das Kind geblieben, das sich weigert erwachsen zu werden, ein anarchischer Fantast, der seine Figuren hingebungsvoll und warmherzig in Szene setzt. Und wie nebenher hatte Burton dabei nicht nur den einen oder anderen Seitenhieb auf die amerikanische Kultur und seine eigenen nachdrücklichen Bekenntnisse zum Außenseitertum parat, er erfüllte sich überdies noch seine Kindheitsträume und setzte den Helden seiner Jugend späte filmische Denkmale: Edward D. Wood jr., Bela Lugosi und Vincent Price.

Wie die Karriere vieler Horror-Stars gezeigt hat – man denke nur an Bela Lugosi, Lionel Atwill, John Carradine oder Donald Pleasence -, ist es für einen auf das Genre festgelegten Darsteller mitunter das Schwierigste, über die Jahre jene Würde im Beruf zu wahren, die für Vincent Price stets eine so große Bedeutung hatte. Tim Burtons Ed Wood ist ein bis jetzt einmaliges, einfühlsames Dokument über deren Verlust und doch auch über das Unzerstörbare der menschlichen Würde – selbst im eiskalten Geschäftsbetrieb Hollywoods. Burton konnte Edward D. Wood jr. und Bela Lugosi so in Szene setzen, weil er sie mit dem ganzen Enthusiasmus eines Filmverrückten liebte. Darum auch hat Tim Burton in Ed Wood eine der grausamsten Bilderfolgen drehen können, die ich, trotz jahrelanger Horrorfilmerfahrung, jemals auf der Leinwand gesehen habe: Eine langsame Kamerfahrt durch die nächtlichen, düsteren Gänge einer Klinik, begleitet von entsetzlichen Schreien, die schließlich an einer Krankenzimmertür endet, durch deren Scheibe man den ans Bett gebundenen, sich in Schmerzen windenden Bela Lugosi sieht – ein alter verfallener Mann, der einst die Welt in Angst und Schrecken versetzte, auf Morphium-Entzug.

 


Ed Wood (Tim Burton, 1994)                                                 House of Usher (Roger Corman, 1960)

 

Dass Vincent seine Würde niemals verloren hat, trotz des Materials mit dem ein Horrofilm-Darsteller manchmal „verflucht“ ist, wie Christopher Lee sich ausdrückte, hatte für Burton einen ganz einfachen Grund: „Niemand wird gerne auf eine Sache festgelegt, aber mit Bitterkeit schafft man es nicht, daraus auszubrechen. Vincent hat es geschafft, indem er es liebevoll umarmte“.

Burton hat sein Idol nicht nur geliebt und mit Vincent, Edward Scissorhands und A Visit With Vincent gewürdigt, er hat ihn auch wie kaum ein Regisseur seit Roger Corman verstanden. Gegenüber Lucy Chase Williams sagte er: „Vincents Charaktere hatten eine Sensibilität, hochgradige Sensibilität, eine hochgradige Bewusstheit. Er hatte solche Energie; das offenbarte sich in allem. Die Kombination seiner Stimme mit seinem Erscheinungsbild – da war immer etwas, was mir unter die Haut ging… Es ist schwer, einen Lieblingsfilm herauszugreifen. House of Usher ist eine Versinnbildlichung für ein gewisses Gefühl, das zu erreichen für mich am erstrebenswertesten ist. Ich habe immer Probleme mit einer bestimmten Mixtur aus Horror und Komödie. The Raven war keiner von meinen Lieblingsfilmen. Ich wollte Vincent glauben, ja, ich glaubte ihm. Obwohl ich wusste, dass es ihm Spaß machte, glaubte ich ihm. Was ich sehe, ist jemand, der es genießt zu spielen, der liebt was er tut, der aber dabei nicht die Grenze zum Lächerlichen überschreitet. Er war sehr kontrolliert… Da ich eigentlich ausschließlich immer Horrorfilm-Fan war, habe ich Vincents andere Filme erst viel später gesehen. Ich weiß nicht, was ich als Junge von ihnen gehalten hätte, denn ich war so auf Horror fixiert; es gab nichts anderes. Ich denke der Horror-Stoff war wie für ihn gemacht. Und hören sie, ich bin strikt dagegen, Leute in Schubladen zu stecken – ich denke wirklich, dass es das Gebiet ist auf dem er brillant war. Und ich weiß nicht, ob ich das nur glaube, weil ich ihn so sehr in diesen Filmen liebte. Er hatte diese einzigartige Qualität, andere Schauspieler konnten vielleicht Komödien spielen; aber nur er konnte diese Poe-Filme machen“.

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